Heute, am 28. Oktober, wird in Tschechien die Entstehung der ersten Tschechoslowakei gefeiert (Staatsfeiertag). Das Jubiläum jährt sich zum 96. Mal. Wie wir in unserem Buch beschreiben, haben sich die Pressburger seinerzeit mehrheitlich nicht gefreut. Die Bevölkerungsmehrheit war damals eben deutsch und ungarisch.
In der Slowakei wurde heute hingegen nicht gefeiert. Seltsam. Zum ersten Mal in der Geschichte hatten die Slowaken 1919 endlich eine eigene Staatlichkeit (eben, in einem gemeinsamen Staat mit den Tschechen, ohne die hätten sie dieses Ziel nicht erreicht), und sie feiern diesen Tag nicht... Eine recht sonderbare Einstellung; man kann sich nur fragen, welche verworrene nationale Psychologie dahinter steckt.
Zugleich erhielt heute der Slowakische Ministerpräsident Robert Fico (einstiger Kommunist) von seinem sozialistischen Freund auf der Prager Burg, Milos Zeman, die höchste staatliche Auszeichnung der Tschechischen Republik (Řád bílého lva, Orden des weißen Löwen). Wofür eigentlich genau? Übrigens, auch Winston Churchill erhielt heute ebendiese Auszeichnung. Posthum sozusagen. Dass all dies sonderbar ist? Welche Gemeinsamkeit besteht zwischen dem Postkommunisten Robert Fico des Jahres 2014 und Winston Churchill?
Seltsame Dinge passierten heute auf der Prager Burg ... Neben Fico wurde übrigens auch Franz Vranitzky ausgezeichnet.
Zumindest der slowakische Staatspräsident Andrej Kiska hat heute die die Entstehung der ersten Tschechoslowakei gefeiert, was ihm zur Ehre gereicht. Zum ersten Mal müssen sich die Slowaken für ihren Präsidenten nicht schämen...
Robert Hofrichter, Salzburg